Zaubersprech: “Credits” geben – oder Tribut zollen?

P1040247Es wird zu wenig Kredit gegeben. Nicht nur in der aktuellen Bankenkrise, sondern bekanntlich auch in der Zauberliteratur, wenn es um Hinweise auf Urheber und Quellen geht, auf die sich ein Autor bezieht oder denen er Trickprinzipien und Routinen, Vortragssplitter oder ganz allgemein Inspiration verdankt.

Neben diesem ethischen Problem besteht ein sprachliches: Wie sage ich es auf gut Deutsch?

Viele Autoren übernehmen einfach den englischen Begriff „credit(s)“, was pragmatisch, aber auch achtlos ist. Der schon ältere, zweckmäßig eingedeutschte „Kredit“ hat sich indes in diesem Zusammenhang nicht durchsetzen können. Doch ist damit die Lota-Vase der deutschen Sprache schon gänzlich entleert? Mitnichten! Daher nach einigem Nachschenken der folgende Gedanke zur Diskussion: Wäre nicht eigentlich „Tribut“ der bessere, weil semantisch passende Begriff, der so gut sitzt wie eine Daumenspitze?

Denn Tribut wurde ursprünglich „gezollt“ – und zwar im engeren Sinne einer nicht ganz freiwilligen Abgabe. Wobei es laut Internet-Enzyklopädie Wikipedia einst nicht nur um’s liebe Geld ging, sondern auch um einen Ausdruck von Unterwerfung: der Tribut als Symbol einer hierarchischen Beziehung. Aha! So changiert die lockere „Kredit“-Verteilung auch sprachlich von der gelegentlichen Spende zur Zwangsabgabe, und die lässig-lästige Zitier-Routine wandelt sich zu einer Form praktizierter Demut.

Weiter heißt es bei Wikipedia: „In der heutigen Alltagssprache bezeichnet Tribut häufig eine Anerkennung, die einer Person, einer Tätigkeit oder einem Produkt zuteil wird.“ Dies begegnet uns zum Beispiel in Form von Gala-Veranstaltungen im englischen Sprachraum, die häufig den (Unter-)Titel „A tribute to…“ tragen. Darin schwingen mindestens Achtung und Bewunderung, Respekt und Wertschätzung für den Geehrten mit, oft auch gesteigert bis zur Hochachtung und Ehrerbietung (An dieser Stelle ist die deutsche Sprache so randvoll wie eine Fantasta im Kinderprogramm!).

Heißt in Summe: Ein magischer Tribut – der sich übrigens „an“ und „für“ vergeben lässt – ist idealerweise eine verbindliche verbale Abgeltungssteuer in Form eines sauberen Quellenverweises, wodurch gleichermaßen Respekt vor der Leistung des Urhebers ausgedrückt, Dank für seinen Großmut gesagt und die Achtung seines geistigen Gutes versprochen werden. Geht es treffender?!

(Ursprünglich veröffentlicht am 20.09.2009)