Simsalabim, was für eine Festwoche steht uns zauberhistorisch Interessierten evor!
Am Dienstag erscheint, wie bereits berichtet, endlich David Copperfields Buch History of Magic.
Am Donnerstag und Freitag versammeln sich auf Einladung von Wittus Witt ca. 30 Zauberfreunde zum 29. Zauberhistoriker-Treffen in Hamburg. Den letzten Stand des Programmes gibt es hier, es sind auch noch ein paar Plätze frei. Ich freue mich schon darauf und darf auch einen Vortrag beisteuern.
Ebenfalls in dieser Woche stehen in den USA die angekündigten ersten Auktionen der beiden gewaltigen Sammlungen von Ken Klosterman und Ricky Jay auf dem Programm. Wie Nikolaas Martens so treffend dazu auf Instragram bemerkte: “Collection or obsession, a thin line indeed.”
In diesem aktuellen Video führt Gabe Fajuri von Potter&Potter Auctions durch Klostermans wunderbaren unterirdischen “Salon de Magie”, der nun selbst wohl bald ein abgeschlossenes Kapitel Zaubergeschichte sein wird:
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Vanish Magazine hat im Oktober ein kostenloses Sonderheft herausgegeben, das Mike Caveney gewidmet ist. Es kann hier heruntergeladen werden. Von Caveney ist in diesem Jahr ein dickes Buch zur Geschichte der “Zersägten Jungfrau” erschienen: One Hundred Years of Sawing: The Astonishing History of Magic’s Most Iconic Illusion.
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Ab dieser Woche sind dieEhrlich Brothers wieder auf großer Tournee. Bis Juli 2022 stehen insgesamt 91 Termine ihrer “Dream & Fly”-Show in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Programm. Zum Auftakt gastieren sie in der Olympiahalle München.
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Auch Hans Klok wird im neuen Jahr nach vier Jahren Pause wieder auf deutschen Bühnen zu sehen sein. Im März und April 2022 spielt er an 25 Terminen seine neue Show “Live from Las Vegas”. Auftakt ist am 11. März im Capitol Theater in Düsseldorf.
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Moritz Müller hat mit Ransom Notes sein erstes Buch vorgelegt. Es war jedoch nur in kleiner Auflage bei seinen jüngsten Seminaren erhältlich und ist inzwischen vergriffen. Eine englische Ausgabe ist jedoch in Vorbereitung.
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“Öffentlicher Trickverrat der Hofzinsers!” könnte man diese kuriose Randnotiz zu diesem Programmzettel des Salon Hofzinser aus der Sammlung von Ricky Jay sensationsheischend überschreiben: Nicht nur wird hier die Routine “Warnung vor dem Hasardspiele” als potenzielle Zugabe angekündigt, die “nur auf vielseitiges Verlangen” gezeigt wird; es wird sogar verraten, wie dieses Wunder gelingt, nämlich “mit Anwendung der unsichtbaren Volte”!
Nun kennen wir ja alle Zauberer, die sich mit abenteuerlich erworbenen Titeln und Ehrungen schmücken oder alte Bühnenbilder, die eher an eine Leistungsschau der metallverarbeitenden Industrie erinnern – aber eine Werbung mit unsichtbaren Griffen oder Hilfsmitteln scheint mir doch eine historische Premiere zu sein. Gut, dass sie sich nicht durchgesetzt hat, oder hätte eine Ankündigung von David Copperfields “Flying”-Illusion mit dem Hinweis “unter Anwendung einer für Sie unsichtbaren Haltemechanik” tatsächlich noch mehr Eindruck gemacht?!
“Das Supertalent” ist gestern bei RTL in die 15. Staffel gestartet. Zum Auftakt erschienen die Ehrlich Brothers, die wieder in der Jury sitzen, in einem riesigen Handy, dessen Glas sie effektvoll “von innen” zerschmetterten. Aufgetreten sind u.a. Zauberer Yannick und Mentalmagier Marco, die es direkt ins Halbfinale schafften. Eine Übersicht des Geschehens gibt es hier zum Nachlesen. Die ganze Sendung kann bei TVNow abgerufen werden.
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Von Joshua Jay ist diese Woche ein neues Zauberbuch für die Öffentlichkeit erschienen: How Magicians Think: Misdirection, Deception, and Why Magic Matters. Er beantwortet darin auf über 300 Seiten zahlreiche Fragen, die ihm immer wieder von Laien gestellt werden, aus seiner Perspektive und schlägt dabei einen breiten Bogen von historischen Anekdoten und Porträts seiner Idole über Denk- und Arbeitsweisen von Zauberkünstlern bis hin zur heutigen Zauber- und Sammlerszene. Tricks und Illusionen werden nur einige wenige verraten, und diese mit Begründung bzw. Erlaubnis.
Einige Kapitel dürften auch für Zauberfreunde sehr interessant sein, etwa wenn Jay von Besuchen bei Juan Tamaríz oder den Privatsammlungen von David Copperfield und Ken Klosterman berichtet (und von letzterem eine interessante Großtäuschung andeutet). Das Buch kostet fest gebunden 20 Euro, die Kindle-Ausgabe gerade mal 12,70 Euro.
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Zur Meldung der letzten Woche über die anstehende Versteigerung von Schätzen des verstorbenen Ricky Jay bei Sotheby’s sei ergänzend angemerkt, dass es sich bei den über 600 Loten nur um einen Teil seiner riesigen Sammlung handelt. Weitere Auktionen dürften also in der Zukunft folgen.
Mark Lewis hat ein neues Buch angekündigt. Noch im Oktober soll The Royal Road to Stage Hypnotism erschienen. Zuletzt hatte er für sein Werk The Annotated Royal Road to Card Magic viel Lob erfahren.
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Info für Sammler: Bei den letzte Woche erwähnten neuen Tenyo-Veröffentlichungen für 2022 handelt es sich um die folgenden Kunststücke: T-298 Wild Shock / T-299 Phone Appetít / T-300 Blink Bank / T-301 Flash Cube / T-302 Future Photo. Der Enthusiasmus über diese Kreationen hält sich bislang im Tenyo Magic Forum milde gesagt ziemlich in Grenzen.
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In Borettis wöchentlichem Newsletter Nr. 901 ist diese Woche ein kleiner Beitrag von mir erschienen. Dieser knüpft an an einen Bericht von Joshua Endreß zwei Wochen vorher (in Nr. 899), der aufgrund einiger Ereignisse bei einem jüngsten Zauberkongress kritische Gedanken über Geschmacks- und Haltungsfragen heutiger Zauberer geäußert hatte. Ich schrieb Boretti dazu:
Die sehr unterschiedlichen genannten Beispiele unterstreichen für mich die ganze denkbare Bandbreite von “Überempfindlichkeit” bis “Das geht ja gar nicht!”. Mindestens drei Dinge scheinen mir dabei wichtig. Erstens ist die Kunst – ebenso wie die Satire – grundsätzlich frei. Kunst muss nichts, darf alles und muss auch alles dürfen. (Dass dabei nicht jede Satire für jedermann lustig ist und nicht jeder selbsternannte “Künstler” automatisch Kunst produziert, versteht sich von selbst.) Eine Zensur findet nicht statt. Insofern gibt es innerhalb der Verfassung und der geltenden Gesetze auch gar keinen Platz und keine Berechtigung für eine allgemeine Geschmackspolizei. Wer wollte auch deren allgemeingültige Kriterien definieren und justiziabel machen?! Auch das früher mal beliebte Argumentieren mit dem “gesunden Volksempfinden” dürfte in so diversen Zeiten wie heute gefährlich und nicht immer mehrheitsfähig sein.
Zweitens kommt es meines Erachtens fast immer auf den konkreten Kontext an. Den Gag mit dem erhobenen Arm könnte ich mir in einer Farce mit dem Titel “Wie mein Opa den Führer mit einem Kartentrick verblüffte” tatsächlich gut vorstellen; als Schenkelklopfer am bierselig deutschtümelnden Stammtisch oder gar als gedankenlos abgespulten Spruch bei einem Fest der jüdischen Gemeinde wird ihn hoffentlich niemals ein Zauberfreund anbringen, der noch alle seine Sinne beieinander hat.
Das bedeutet für mich drittens, dass alle Künstler gut beraten sind, ihr Repertoire (übrigens nicht nur Vortrag und Gags, sondern auch Kleidung, Requisiten und Kunststücke) regelmäßig selbstkritisch zu prüfen und bei Bedarf zu entstauben, sich rechtzeitig Gedanken über den nächsten Auftrittsort und das konkrete Publikum (Kontext!) zu machen und außerdem genau zu registrieren, wie dieses auf bestimmte Teile der Darbietung reagiert. Mehr Sensibilität, wie von Joshua Endreß angeregt, kann auf jeden Fall helfen, manche Gedankenlosigkeit, geschmackliche Entgleisung oder aus der Zeit gefallene Pointe im dunklen Topit der Geschichte verschwinden zu lassen.
Kurioserweise gilt dies m.E. auch für den im letzten Newsletter angebotenen “Kartensteiger Chinamann“,* an dessen Produktion zufällig niemand anders als Joshua Endreß beteiligt war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses stereotyp gestaltete Bild heute zumindest in den USA weithin von Zauberern und Publikum gleichermaßen als inakzeptabel bewertet würde – Opfer politischer Überkorrektheit oder auch ein “Das geht ja gar nicht mehr”-Kandidat?! Und inwieweit gilt das auch schon für Deutschland?Auch darüber darf diskutiert werden…
* Der Trick wurde inzwischen erfreulicherweise zumindest umbenannt und heißt nun “Fu-Man-Hut”.
Nach einer schöpferischen (Sommer-)Pause und einem anderen, nun abgeschlossenen Zauberprojekt melde ich mich zurück. – Die kommenden Wochen und Monate stehen ganz im Zeichen der Zauberhistorie, mit spannenden Buchveröffentlichungen und Veranstaltungen!
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Ricky Jay steht posthum gleich zweimal im Mittelpunkt unseres Interesses. Da wäre zunächst einmal die gerade vom Conjuring Arts Research Center (CARC) angekündigte Herausgabe eines Prachtbandes mit dem Titel Exemplars from the Ricky Jay Collection. Auf 350 Seiten zeigen hunderte Fotos ausgewählte Stücke aus Jays Sammlung. Zudem gibt es Beiträge von David Mamet und Steve Martin. Das Werk soll ab Mitte Oktober in den Versand gehen, der Preis plus Versand beträgt 139 Dollar in den USA und 185 Dollar für den Rest der Welt.
Quelle: CARC
Außerdem kommt die geradezu legendäre Zaubersammlung von Jay am 27. und 28. Oktober 2021 bei Sotheby’s in New York unter den Hammer, darunter über 460 Drucke. Ein Online-Katalog soll demnächst zur Verfügung stehen.
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Um 28 bahnbrechende Zauberkünstler und bedeutende Artefakte aus der Sammlung von David Copperfield geht es in der ebenfalls angekündigten Buchveröffentlichung David Copperfield’s History of Magic (Mitarbeit: Richard Wiseman, David Britland, Homer Liwag). Das Werk erscheint am 26. Oktober bei Simon&Schuster und kann bereits bei Amazon und Barnes&Noble vorbestellt werden. Ärgerlich für Sammler und Interessenten außerhalb der USA: Signierte Exemplare und eine Barnes&Noble-Sonderausgabe mit einem Zusatzkapitel über Orson Welles können offenbar nur innerhalb der USA geordert werden.
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Magic Christian informiert im Namen des Magischen Klub Wien über die bevorstehende Gründung eines Europäischen Instituts für Geschichte der Zauberkunst. Die Gründungssitzung soll am 2. Oktober in Wien stattfinden. Interessenten sind herzlich dazu eingeladen. “Der Sinn des Instituts erstreckt sich in der Beschäftigung mit Sammlungen, der Erforschung der Geschichte der Zauberkunst und die Möglichkeit mit universitären Einrichtungen und Bibliotheken enger zusammenzuarbeiten”, schreibt Magic Christian. “Außerdem sollen die Bestrebungen, Zauberkunst als Kunstform wie Musik, Gesang und Schauspielerei und nicht als Gewerbe (siehe Finanz in Österreich) in der Öffentlichkeit und Politik zu etablieren, zügig vorangetrieben werden.”
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Vom 28. bis 31. Oktober soll nun das 2020 coronabedingt ausgefallene 29. Sammler- und Chronistentreffen in Frankfurt über die Bühne gehen, wie Andreas Fleckenstein im Sommer mitteilte.
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Die Stiftung Zauberkunst schließlich lädt Mitglieder und Interessenten am 20. November zu einem Arbeitstreffen über aktuelle und künftige Projekte der Stiftung ein.
Screenshot from Marco’s live stream with David Copperfield
Marco Pusterla, magic historian and editor of that fine magazine for connoisseurs, Ye Olde Magic Mag, (check out the latest issue for some wonderful 16th century discovery predating Scot!) has just completed a run of ten live streams featuring some of magic’s biggest collectors and historians.
What an amazing experience to see David Copperfield‘s minute recreation of the old Tannen’s Magic Shop from 42nd Street in NYC! Our German friends Michael Sondermeyer and Uwe Schenk were also present with their unique magic collection at the German Conjuring Arts Foundation. Other chats and visits included Mike Caveney, Eddie Dawes and John Davenport.
If you are interested in catching up, you can find all streams here on Facebook (you don’t have to register to watch). But don’t wait too long, Marco says that he will take the videos down at the end of this month!
Screenshot from Marco’s live stream with David Copperfield
“We must use time as a tool, not as a couch.”
– John F. Kennedy
The concept of time is a wonderful invention (or discovery?). In short, time is both momentary and eternal, flying and stretching, a constant blending of then, now and soon, irretrievable and virtually inescapable. Except for magicians, of course, be they on stage, in books or in movies.
Incidentally, I believe that time traveling is one of the most fascinating phenomena for people, besides resurrection and floating, as they know bloody well from daily experience that time cannot be stopped, replayed or altered in retrospect. Time wasted is time lost forever. That’s why it’s a strong premise for any trick if it seemingly allows people or objects to travel through time and space.
This got me thinking about various concepts of time in magic, beyond the time-traveling theme. Here are a dozen other aspects:
the time and age of magic, way back when and today, with fashions always shifting and sometimes coming back in circles (and magicians sometimes “falling out of time” with their props, patter, or demeanor)
tricks with clocks, watches, etc. or about time as an overarching theme
the right time (and place) you choose to perform (or not)
the specific, measurable time and duration of a trick or performance
time wasted during tricks or endless patter (see JFK quote above!)
the perception of time passing quickly or slowly during a show from a magician’s perspective vs. the audience’s (and boy, that gap may be huge!)
time as a benchmark tool as in Silly Billy‘s laughs-per-minute ratio
the right “timing” of doing something, secret or not
time as in time misdirection
time used as a dramatic countdown towards the climax of a trick (cf. David Copperfield‘s death saw illusion)
time as a presentational choice to do tricks either in slow motion or in high speed/fast forward mode, or part of a trick as a replay
time as the crucial factor between trigger and effect that determines whether a transposition is actually perceived as a trick in the mind of the audience – a slow sub trunk illusion would not qualify as magic, neither a slow quick change.
…?
That’s my list so far, but I guess there’s at least another dozen more out there.
I’m neither a Harry Houdini fan nor a scholar, but I’ve read several biographies on him over the past few decades (Kellock, Christopher, Silverman and Gresham come to mind, plus parts of Kalush/Sloman). And there are quite a few things I like about the particular approach Joe Posnanski, a sports writer by profession, has taken in this latest offer on the market. Let me tell you what and why in this brief review.
First, he’s trying hard not to rehash all the lore, but to tell the many myths about Houdini from the facts. For that, he sets himself on an enthusiastic journey to talk to a lot of knowledgeable magicians, both scholars and performers, some of them huge Houdini fanboys, others not so much.
So, secondly, we get to learn interesting insights and opinions from luminaries like Jim Steinmeyer, Mike Caveney, John Cox, David Copperfield, and others.
Third, the book is also, as the title promises, about the afterlife of Houdini. What makes him stand out still today? I found this an aspect worth spending time and thoughts on. However, it may appeal more to us magicians than to “normal” readers.
Fourth, Posnanski delivers a swift read and has a knack for catchy phrases and summaries that stick (like “Houdini never surrendered. That was what made him Houdini.” or “Death, ironically, gave Houdini a second life.”). He also has a great way of foreshadowing and leading you with hooks straight into the next chapter, which made me digest the entire book in only two sessions.
In terms of structure and dramatization, Posnanski decided to let us readers accompany him step by step on his quest. That’s why his attempts to contact Houdini expert Patrick Culliton (first futile, finally successful) are a recurrent theme and supposed to build some suspense. I agree with others that the book could have been done without this dramatization. And I found that Mr Culliton (whom I don’t know anything else about) comes across as a very strange and pitiable person. If this portrayal happens to be unfair and overdramatized, as claimed in the Genii Forum here and here, Mr Posnanski should be reprehended for that.
Apart from this quibble, which I cannot judge, I recommend this book for “Non-Houdinians” as a refreshing and enlightening addition to the bulk of “regular” Houdini biographies.
Hallo, Nicolai! Schön, dass ich dich so kurz nach dem Ende deines winterlichen Zeltpalast-Gastspiels in Frankfurt erwische. Wie fällt dein Fazit darüber aus?
Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, fast 50 Shows in diesem wirklich tollen Rahmen zu spielen. Insbesondere hat mir gefallen, dass die Zuschauer es wirklich schätzen, Zauberei einmal ganz nah zu erleben. Daher wurde das ganze Projekt wohl auch so gut angenommen, und ich kann an dieser Stelle schon verraten, dass es eine Fortsetzung geben wird: Dieses Jahr im Dezember wird der Zeltpalast wieder aufgebaut, und ich freue mich schon sehr darauf.
Wie ist das Projekt entstanden, und welche Vorlaufzeit hat es gebraucht?
Ich habe mich im Frühjahr 2019 mit meinem Veranstalter zusammengesetzt, und wir haben darüber geredet, ob wir für 2020 ein neues Programm benötigen. Die Bühnenshow läuft zwar im dritten Jahr, dennoch sind wir überein gekommen, dass wir bei den bundesweiten Zuschauerzahlen noch Luft nach oben haben. Anders im Rhein-Main-Gebiet, wo ich seit vielen Jahren auch mit öffentlichen Shows sehr präsent bin. Hier wollten wir etwas Neues machen.
Ich komme ja ursprünglich aus der Close-up-Magie und konnte oder wollte mich nie einzig auf Mentalmagie festlegen. Mein Fokus war nie eine spezielle Sparte, sondern ist immer das Erlebnis der Zuschauer. Jeder weiß, dass Zauberei umso erstaunlicher ist, je näher und unmittelbarer sie stattfindet. Also habe ich meinem Veranstalter gesagt, wir brauchen einen solchen „Close-up“-Rahmen. So kamen wir auf die Idee mit dem Zelt.
Es stand auch die Idee im Raum, sich das Zelt und die Termine mit anderen Künstlern zu teilen…
Ja diese Idee wurde auch umgesetzt. Verschiedene Künstler hatten Einzelshows im Zeltpalast, etwa Bodo Bach, Ingo Appelt, Matthias Fischedick und Alexander Herrmann.
Neben dem ganzen organisatorischen Aufwand war das ja sicher auch kein kleines finanzielles Risiko. Hattest du starke Investoren in der Hinterhand oder andere Partner und Unterstützer, die man einmal nennen sollte?
Wir hatten keine klassischen Sponsoren. Das Hauptrisiko trug mein Veranstalter S-Promotion zusammen mit mir. Wir hatten aber tolle Werbepartner, ohne die das Projekt sicher nicht möglich geworden wäre. Vielen Dank daher an die Stadt Frankfurt, die Commerzbank-Arena, an Hitradio FFH und an die Frankfurter Neue Presse!
Am Ende scheint die Rechnung ja gut aufgegangen zu sein, denn du hast vorhin bereits angekündigt, dass es im Dezember weitergeht…
Ja das stimmt zum Glück, aber natürlich lernt man im ersten Jahr auch einiges dazu und zahlt etwas Lehrgeld. Insgesamt sind wir jedoch alle sehr zufrieden und freuen uns auf die Fortsetzung!
Nicolai Friedrich im Zeltpalast in Frankfurt (Foto: Salar)
Täuscht der Eindruck, oder hattest du im Verhältnis zu früher mehr Zauberei und etwas weniger Mentales im Programm?
Ich habe zwar schon immer stark gemischt und mich bewusst nie auf die Mentalmagie beschränkt. Im besonderen Rahmen des Zeltpalastes war es mir aber auch wichtig, viele klassische Close-up-Kunststücke wie Karten, Matrix oder Chop Cup zu zeigen. Dein Eindruck trifft also sicher zu!
Was steht bei dir noch so in diesem Jahr an?
Meine Tour startet wieder im April, und ich arbeite im Hintergrund fleißig an neuen Nummern. Ob daraus am Ende ein neues Bühnenprogramm wird oder ein zweiter Teil von „Magie ganz nah“ entsteht, kann ich noch nicht sicher sagen. Dazwischen läuft das normale Auftrittsgeschäft mit Firmen-Events und Galas im In- und Ausland.
Noch ein kurzer Blick zurück. 2019 war ja auch das Jahr des 25-jährigen Jubiläums der Fertigen Finger, das ihr in München gefeiert habt. Nach Thomas Fraps, Pit Hartling und Helge Thun möchte ich auch dich noch dazu im besten Sportreporter-Duktus befragen: „Nicolai Friedrich, wie hat sich das in dem Moment angefühlt?“
Es kommt mir überhaupt nicht wie 25 Jahre vor. Immer wenn wir uns treffen, fühlt es sich so an wie damals vor 25 Jahren. Es ist einfach toll, mit so vielen guten, aber auch völlig unterschiedlichen Leuten auf kleinstem Raum quasi eingeschlossen zu sein, denn so entstehen wirklich neue Impulse und Ideen, auf die man alleine niemals gekommen wäre.
Glaubst du, dass Ihr auch über die nächsten 25 Jahre noch ab und an zusammen auf der Bühne stehen werdet?
Es wird sicher schwieriger, aber ich hoffe es! Für mich kann ich sagen, dass es mir immer unheimlich viel bringt, wenn ich neue Nummern im Kreise der Finger ausprobieren und einspielen kann. Ich werde versuchen, soweit es meine Zeit erlaubt, weiterhin dabei zu sein!
Wie und wo könntest du dir denn das Jubiläum „50 Jahre Gichtige Griffel Fertige Finger“ vorstellen?
Dann machen alle Mentalmagie und Großillusionen! Nein, ich lasse mich überraschen, die Kollegen kommen immer wieder mit total neuen Ideen um die Ecke – Ben mit seinem Toilettenzelt, Jörg Alexander im Hasenkostüm, oder Gaston als Jaqueline. Das Potenzial für weitere Überraschungen ist auf jeden Fall da…
Was würdest du denn deinem 25 Jahre jüngeren Selbst aus heutiger Sicht gerne zurufen wollen? (Außer vielleicht „Augen auf bei der Berufswahl!“?)
Alles wird gut!
Ich begegne deinem Vornamen fast ebenso häufig mit „k“ wie mit „c“ geschrieben. Klär uns doch bitte mal darüber auf!
Also, im wahren Leben werde ich mit „k“ geschrieben. So steht es auch in meinem Personalausweis. Als ich mich in den 90er Jahren zum ersten Mal daran machte, einen eigenen Prospekt zu entwerfen, meinte die damalige Grafikdesignerin, dass Nicolai mit „c“ vom Schriftbild schöner wirken würde, außerdem „internationaler“. Demzufolge habe ich quasi durch die Änderung eines Buchstabens meinen Künstlernamen geschaffen. Aber du hast recht, man kann da ganz schön durcheinander kommen!
Passier es auch noch, dass du ab und an als Friedrich Nikolai angesprochen oder angeschrieben wirst?
Ja, das kommt hin und wieder vor und zeigt, dass ich noch nicht wirklich berühmt bin…
Welchen großartigen Künstlernamen hättest du dir beinahe einmal gegeben?
Ich hatte tatsächlich mal Nicolai Alexander überlegt, denn so heiße ich wirklich mit Zweitnamen, aber da ist mir Jörg (Alexander) Weber zuvorgekommen. Aber Du willst sicher auf „großartige“ Namen heraus… Also auf meinem ersten Plakat – da war ich 12 – steht Nikolai Nikoleiowitsch!
Das hat auch was… Und welchen Zaubertraum möchtest du unbedingt noch realisieren?
Es gibt viele Ideen, die ich gerne hinbekommen würde, zum Beispiel eine neuartige Erscheinungsillusion (ja, Illusion!), die ich total schön finde und sehr sehr gerne einmal auf die Bühne bringen würde. Ich hoffe, das klappt irgendwann… Mehr möchte ich noch nicht verraten.
Apropos, Helge Thun hat mir neulich verraten, dass 2021 hoffentlich sein Zauberbuch erscheinen wird. Schreibst du auch schon an deinem?
Nicht wirklich. Natürlich habe ich im Lauf der Zeit Material angesammelt, aber ich lege meinen Fokus derzeit noch voll auf das aktive Vorführen. Wenn das irgendwann mal nachlässt, werde ich sicher auch Seminare halten oder ein Buch schreiben. Aber das hebe ich mir tendenziell fürs Alter auf, also so wie Helge…
Bitte kommentiere abschließend noch die folgenden Namen und Begriffspaare möglichst kurz und knackig:
Mona Lisa:
Sicher ein Meilenstein in meiner Karriere. Ohne ihr Lächeln wäre ich sicher nicht da, wo ich heute bin!
David Copperfield:
Nach wie vor für mich der innovativste Zauberkünstler der Gegenwart. Seine gesetzten Maßstäbe sind in vielen Bereichen bis heute unerreicht. Obwohl er fast jeden Tag noch zwei Shows spielt, ist er immer noch hungrig und interessiert sich für alle Neuheiten in der Zauberkunst.
Stadthalle oder Zeltpalast?
Wenn du so fragst, ganz klar der Zeltpalast! Obwohl ein schönes Theater oder eine große Location wie die Jahrhunderthalle auch ihren ganz eigenen Reiz haben. Ich liebe beides!
Mentalismus oder Mentalmagie?
Mentalmagie natürlich! Mentalismus impliziert für mich, dass übersinnliche Fähigkeiten im Spiel sind, und das ist überhaupt nicht meine Ding!
Zauberer und Mentalisten / als Elektronik-Spezialisten (hey, eine Reimvorlage für Helge!):
Das ist Fluch und Segen zugleich. Man sollte immer ein solides Handwerk und einen Plan B in der Hinterhand haben / sonst geht man ganz schnell baden (auch ein Reim!).
Mehr Charme: Gaston oder Jaqueline?
Wenn ich jetzt Gaston sage, wird Jaqueline total unglücklich – also sage ich Gisbert!
Mehr Rampensau: Pit oder Heinz?
Superheinz!
Besten Dank für das Gespräch, Nicolai, und weiterhin viel Erfolg!
Der norwegische Illusionist Alexx Alexxander hat kürzlich eine wirklich große Großillusion vollbracht: Innerhalb weniger Sekunden entleerte er den 3,7 Quadratkilometer großen Maridalsee bei Oslo und füllte ihn kurz danach wieder auf. Ein Live-Publikum von ca. zehn Personen beobachtete das Geschehen von einem Hang aus, Kameratricks kamen laut Alexxander nicht zum Einsatz. Als Berater fungierte offenbar noch der leider vor kurzem verstorbene Don Wayne.
Trotz einiger Bemühungen – Ankunft auf schwerem Motorrad, Leder-Look, direkte und bedeutungsschwangere Anmoderation des Wunders in die Kamera, Edvard Griegs Klavierkonzert als Begleitmusik, Zuschauer-Reaktionen in Zeitlupe – kam in der etwas biederen Inszenierung nicht gerade das typische Copperfield-Flair auf. Der (warum auch immer) nur spärlich gefüllte Plastik-Pitcher, der hier zum Einsatz kam, ruft vielleicht sogar manch unfreiwilligen Lacher hervor. Dennoch hat diese Illusion m.E. mehr Aufmerksamkeit als bisher verdient!
Wie Michael Close im Genii Forum verraten hat, werden in der aktuellen, sechsten Staffel von “Penn & Teller: Fool Us” auch Harry Keaton und Axel Hecklau zu Gast sein.
Keaton soll in der Folge auftreten, die am 1. Juli in den USA beim CW Network ausgestrahlt wird, Hecklau dann eine Woche später.
Eröffnet wurde die neue Staffel am 17. Juni mit einem Special “David Copperfield gegen Penn & Teller”.
Addendum:
Harry Keaton hat sich seine F.U.-Trophäe von Penn&Teller abgeholt – er hat die beiden mit seiner tollen Version der Gefühlsbox “gefoolt”. Hier das Video. Bravo, Harry!!!
Nun hatte auch Axel Hecklau seinen großen Auftritt – und verblüffte Penn & Teller mit einer blitzsauberen “DLTIL”-Routine (= Driver’s License to Impossible Location), die sehr gelobt wurde, letztlich die beiden aber leider nicht “foolen” konnte.
Let’s not get too political here. Let’s simply state that WikiLeaks frontman Julian Assange has been living and hiding in the Ecuadorian embassy in London for more than three and a half years now (!) in order to avoid being arrested by British authorities and, subsequently, turned over to Swedish or U.S. authorities. His future path is uncharted and most likely stony.
Now, if you were an illusionist like David Copperfield or Franz Harary and called in for help, how would you make him disappear from the embassy without his guardians, his persecutors, and the press bloodhounds noticing in due time?
Having just watched several old TV specials by Copperfield and the late great Paul Daniels, I would have an idea or two. (O.K., Jim Steinmeyer would probably come up with 27 solutions at once.)
If someone were to pull this off – can you imagine the hoot and the headlines?!
This is not your grandfather’s egg bag trick. This is not the latest poor poo-poo card move. This is truly magic with a meaning!