SAVE THE ART nennt sich ein neues, spannendes Projekt, das von den Hamburger Zauberkünstlern Lucas Kaminski und Jan Logemann mit Studio 17 initiiert wurde. Das Ziel: “Das Theater kommt zum Gast” – und das per Livestream ins eigene Wohnzimmer. Es passt somit perfekt zum derzeitigen Corona-Lockdown, unter dem natürlich auch gerade die dadurch beschäftigungs- und umsatzlosen Künstler und Theaterbetreiber leiden. Der Ticketpreis beträgt 9,90 Euro. Weitere Gäste vor demselben Bildschirm zahlen – auf Vertrauensbasis – nur 6,90 Euro; auch Spenden sind möglich.
Die Premiere am 26. März zumindest darf schon mal als voller Erfolg gewertet werden. Registrierung, Link-Versand und Übertragung bei YouTube klappten bei mir einwandfrei, auch Bild und Ton waren bestens. In der Spitze waren 590 Bildschirme live dabei und davor etwa 1.000 zahlende Zuschauer (vermutlich plus eine Dunkelziffer nicht-zahlender Mitgucker). Denen hat es in Summe offenbar hervorragend gefallen, denn der begleitende Live-Chat quoll geradezu über von Lob und witzigen Kommentaren.
Neben starker Zauberkunst und skurrilen Texten von Musik-Kabarettist Felix Oliver Schepp gefielen die natürliche Atmosphäre und der lockere Plauderton, der auch Raum für Improvisation ließ. So kam der Abend tatsächlich nicht als streng getaktetes Kleinkunst-Programm rüber, sondern mehr wie eine gesellige Runde unter guten Bekannten, an der man aus dem eigenen Wohnzimmer heraus teilhaben konnte. Den diesbezüglichen Vergleich eines Sehers zur Late-Night-TV-Sendung “Inas Nacht” fand ich sehr treffend.
Übertragen wurde professionell mit mehreren Kameras aus dem kleinen, feinen Zaubertheater Magiculum des Magischen Zirkels Hamburg. Der versendete Link ist nach wie vor gültig, d.h. wer bezahlt hat, kann die Show auch nachträglich noch einmal anschauen.
Schade nur, dass aufgrund einer Terminverschiebung dieser Premiere der angekündigte Roland Henning nicht mit dabei sein konnte; ich hätte ihn gerne einmal “live” gesehen! Dafür gab es zwei großartige Einspieler mit Gästen: Helge Thun bekämpfte das Coronavirus zuhause virtuos mit Münzen und viel Seife; Denis Behr überzeugte wie immer, diesmal als “Expert at the Kitchen Table” mit einer Center-Deal-Routine. (Und ich glaube, im Hintergrund lief seine Spülmaschine…)
Für die nächsten Donnerstage sind weitere Abende mit Jan Logemann und Gästen geplant. An anderen Abenden spielen auch andere Künstler. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht und ob diese Art des bezahlten Heim-Theaters in unserer Kostenlos-Kultur einen Platz finden wird. Schön wär’s!
Within a few days, another major work on Erdnase has been announced, this time by Todd Karr. He claims nothing less than a “massive new biography of the actual author” including “rare photos of the author performing moves from the book” plus “the author’s own annotations to The Expert at the Card Table,” and “all evidence carefully documented; no speculation.”
Quite a promise! Let’s see if Karr delivers and if his two-volume book will actually be “coming summer 2020”!
Richard Kaufman has just called Karr’s candidate “beyond preposterous,” though. And Denis Behr writes, “I’m fascinated, but skeptical.”
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I’ll sit back and enjoy the upcoming skirmishes and revelations, but I certainly won’t break any of my Golden Rules of Magic:
(1) The secret is not the secret.
(2) Be prepared.
(3) Be natural.
(4) You cannot buy miracles.
(5) Never preorder.
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Nonetheless, it’s probably time to lay our bets on the table now and to take sides before these two exciting books will be out!
As far as I’m concerned, I’d love to learn one day that Dr. JameS W. E lliott, known both as “Champion Card Manipulator of the World” amongst magicians and “The Boston Kid” amongst card sharps, was in fact ErDmaSe…uumm…Erdnase! Not the most improbable candidate I have seen… Maybe research should shift more towards him?
Denis Behr gilt als einer der führenden Kartenkünstler weltweit. Auch als Trickschöpfer, Autor und Seminarleiter genießt er großes Ansehen. Daneben betreibt er ein ständig wachsendes Online-Archiv zur Zauberliteratur, das frei zugänglich ist und für das er 2018 mit einem “Award of Merit” der Academy of Magical Arts ausgezeichnet wurde.
Hallo Denis, ich hoffe, du bist mit Herbert gut ins neue Jahr gestartet! Was steht denn bei euch demnächst so an, jetzt nach The Session und neben eurer regelmäßigen Show?
The Session war wieder ein schöner Kongress. Dort bin ich fast jedes Jahr, und ich finde, es hat dort eine entspannte Atmosphäre und in der Regel einige interessante Künstler. Die beiden Shows im Alexander Krist Theater, The King of Cards 1 & 2, werden weiter regelmäßig gespielt. Dann geht es bald auf den CardWorkshop in Nürnberg. Das ist ein jährliches Treffen für deutschsprachige, geladene Kartenzauberer, bei dem jeder einen Beitrag vorbereiten muss. Ich habe einen kurzen Vortrag über den Effekt “The Tantalizer” geplant. Zu diesem Effekt habe ich beim Recherchieren einen neuen Ursprung finden können, und eine Liste von über 130 veröffentlichten Varianten angesammelt. Die werde ich selbstverständlich alle mehrfach vorführen. Und dann stehen natürlich im Mai die Deutschen Meisterschaften in Fürstenfeldbruck an, auf die ich mich schon freue.
Gibt es einen zauberhaften Wunsch oder ein besonderes Ziel, das du in diesem Jahr noch erreichen möchtest? Und wie stehst du überhaupt zu Neujahrsvorsätzen?
Ich habe weder konkrete Vorsätze noch Ziele. Diverse Coaches, Motivationsredner oder Lebenshilfe-Ratgeber werden zwar nicht müde zu betonen, dass man sich solche setzen sollte – und dann vielleicht noch leichter erreichbare Zwischenziele auf dem Weg dorthin definieren muss –, aber nichts liegt mir ferner. Langzeit-Ziele oder gar eine “Bucket List” sind nicht meine Natur. Ich wurschtle vor mich hin, und es kommt immer wieder mal etwas dabei heraus oder auch nicht. Ich denke, das ist Typ-Sache. Aber ich habe für mich das Gefühl, so entspannter leben zu können.
Zu deinen schon lange laufenden Projekten gehört dein fantastisches Conjuring Archive. Was erwartet uns da Neues?
Neu ist nur der Newsletter, der unregelmäßig verschickt wird. Ich habe ein paar Sachen in der Entwicklung der Datenbank geplant, habe allerdings den Code schon längere Zeit nicht mehr angefasst. Ich gebe in letzter Zeit lieber neue Inhalte an, statt am System selbst zu arbeiten. Das wird jedoch bald mal wieder notwendig sein, und ich hoffe ich komme in den nächsten Monaten mal dazu. Das System zum Eingeben von neuen Büchern würde ich ganz gerne als erstes überarbeiten.
Du steckst da unglaublich viel Arbeit rein und auch in die Conjuring Credits. Warum sind dir Quellen und Credits so wichtig?
Es gibt dafür mehrere Gründe. Zum einen hilft es nicht, wenn altes oder bekanntes Material wieder und wieder veröffentlicht wird, nur weil jemand nicht wusste, dass es das schon gibt. Bevor man etwas veröffentlicht, muss man recherchieren, ob es neu ist und etwas taugt. Dann ist es ganz schlicht und ergreifend interessant, wie sich Tricks, Plot, Techniken oder Konzepte entwickelt haben, wie weit sie in die Vergangenheit zurückreichen und in welchen anderen Kontexten sie so verwendet wurden.
Vor allem aber werden damit die Zauberkünstler gewürdigt, auf deren Schultern wir stehen und aus deren Ideen und Kreativität wir uns bedienen dürfen. Nur dadurch bleiben deren Arbeit und nicht zuletzt deren Namen in Erinnerung. Dasselbe erwarten wir, wenn andere Ideen von uns verwenden oder weiterentwickeln: dass unser eigener Beitrag zur Zauberkunst nicht in Vergessenheit gerät oder gar verschwiegen wird, um sich mit fremden Federn zu schmücken.
Mal von deinem Gummiband-Buddy Herbert abgesehen, scheinst du eher der magische Einzelgänger zu sein, deine eigene One-Man-Show. Bist du nicht der Typ für zaubernde Ensembles, oder hat es sich bisher einfach noch nicht so oft ergeben?
Wir hatten tatsächlich im Theater längere Zeit zwei Shows, die wir in einem Team zu dritt gespielt haben. Sie hießen Magic Misch Masch (Teil 1 und Teil 2), und Jörg Alexander und Christian Münch waren die Mitstreiter. Das hat großen Spaß gemacht. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Shows im Team; da ich jedoch wenig Material für die große Bühne habe, ergibt es sich selten.
Was das Erarbeiten von Tricks angeht, bin ich tatsächlich eher ein Einzelgänger. Ich zeige Kollegen selten Sachen, die noch in Arbeit sind, sondern warte bis ich so weit bin wie ich alleine komme.
Laut deines Instagram-Accounts bist du auch als leidenschaftlicher Hobby-Konditor unterwegs. Siehst du da irgendwelche Parallelen zur Kartenkunst – Techniken, Klassiker, Variationen, Streben nach Perfektion etc. –, oder ist beides für dich „totally unrelated“?
Man kann zwischen jedem beliebigen Hobby und der Zauberkunst Parallelen ziehen, wie etwa die Stichpunkte, die du ansprichst. Allerdings ist so etwas oft an den Haaren herbeigezogen und wenig erhellend, wenn man sich nicht zufällig selbst für beides im Detail interessiert. Die Wahrheit ist, dass ich für mich selbst keinerlei Verbindung sehe. Mir macht beides eigenständig Spaß.
Noch größer scheint nur deine Leidenschaft für die eine oder andere Maß Bier zu sein. Nun ist dein Name ein – etwas holpriges – Anagramm für „H., send‘ Bier!“ – Zufall oder Bestimmung?
Das ist ja offenbar der Beweis dafür, dass es Bestimmung sein muss! Ich habe tatsächlich erst in München angefangen, Bier zu trinken. 2001 bin ich nach München gezogen, und erst seit 2004 trinke ich überhaupt Alkohol. Ich trinke zwar gerne Bier und bemühe mich, kein Bier zu wenig zu trinken, aber sicher seltener, als es die Anzahl der Bierfotos auf Instagram suggerieren. Die Motivwahl dort fällt da teilweise eher in die Kategorie “Character Building”.
Screenshot Denis Behr Instagram Account
Das ist ja beruhigend zu erfahren! Du sollst auch die größten Hände in der Welt der Kartenkünstler haben. Ist das eher ein Vorteil, ein Nachteil oder völlig egal?
Wie alles hat es Vor- und Nachteile. Manche Techniken fallen leichter, ein paar auch schwerer, weil die Proportionen nicht stimmen. Und natürlich wird es von Zuschauern gerne erwähnt, dass man sicher so große Hände haben müsse zum Zaubern. Fast alles lässt sich mit jeder Handgröße bewerkstelligen. Mein Freund Pit ist in Sachen Handgröße eher das Gegenteil, und palmiert beispielsweise auch fleißig (und erfolgreich).
Welche deiner vielen Trickkreationen lässt dich bei der Vorführung ob ihrer Raffinesse innerlich am meisten schmunzeln?
Da gibt es einiges, und das wechselt auch. In letzter Zeit vielleicht “Mating Season”. Eigentlich führe ich nur Sachen vor, die mir gefallen. Ich bin in der Trickauswahl insofern relativ egoistisch, als dass ich meinen Geschmack über den des Publikums stelle. Ich denke mir, wenn ein Kunststück mir selbst gefällt, dass sich dieses Gefühl überträgt und auch die Zuschauer leichter mitzureißen sind als wenn ich angeblich super-kommerzielle Tricks vorführe, die mir keinen großen Spaß bereiten.
Und welchen Kartenklassiker hättest du selbst gerne erdacht?
Ich freue mich genauso darüber, wenn ich tolle Ideen von anderen Künstlern verwende, wie wenn ich Eigenentwicklungen vorführe. Daher hatte ich nie das Gefühl, dass ich etwas von anderen lieber selbst erfunden hätte.
Bitte kommentiere die folgenden Begriffe und Namen möglichst kurz und knackig: Trickkarten?
Jederzeit, wenn es sich lohnt.
Erdnase?
Keine Bibel.
Macarons?
Kann ich.
Screenshot Denis Behr Instagram Account
Ganz offensichtlich! – Harry Lorayne oder Simon Aronson?
Aronson.
Zauberforen oder Instagram?
Darf man beides nicht zu ernst nehmen.
Kölsch oder Altbier?
Jeweils vier, bitte!
Bei nächster Gelegenheit sehr gerne! Zum Abschluss: Du findest immer so herrlich schräge Zitate in der Zauberliteratur. Hast du bitte noch so ein Schätzchen für uns parat?
Aus der Magischen Welt stammt diese bemerkenswerte und fragwürdige Beobachtung von Franz Kaslatter: „Erschreckend viele Kollegen beschäftigen sich mit der Zauberkunst hauptsächlich aus Angst. Die Furcht vor dem Gefühl, sich einmal ein Zauberkunststück nicht irgendwie erklären zu können, halte ich für einen der häufigsten Gründe, selbst Zauberkünstler zu werden.“
Vielen Dank, Denis, und weiterhin viel Erfolg!
(Interview: Jan Isenbart)
Zur Homepage von Denis Behr geht es hier, zu seinen nächsten Auftritten im Alexander Krist Theater hier.
Hallo Pit! Um meiner journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen, möchte ich nach Thomas Fraps natürlich gerne noch weitere Fertige Finger zu ihren aktuellen Befindlichkeiten und zur Wahrnehmung ihres 25. Jubiläums befragen. Wie hast du dich denn dabei gefühlt?
Pit Hartling: Während des Finales im Theater Die Drehleier in München, zusammen mit Helge, Thomas, Jörg Alexander, Ben, Niko, Guido, Gaston und den anderen Gästen an diesem Abend, überkam mich eine kleine Welle nostalgischer Freude! Es ist sehr schön, nach 25 Jahren noch immer – oder zumindest wieder einmal – gemeinsam mit den Jungs auf der Bühne zu stehen. Ich habe das als einen ganz besonderen, kleinen Glücksmoment sehr genossen.
Was macht die Zahl 25 mit dir? Auch FISM Yokohama dürfte jetzt schon 25 Jahre her sein…
Ja, es ist verrückt! Da macht man einfach in aller Ruhe sein Ding, und – zack! – sind 25 Jahre rum! Vor allem fällt es mir auf, wenn ich mir anschaue, was die 16- und 17-Jährigen heute mit Spielkarten machen. Da schlackert man ja zum Teil mit den Ohren!
Wie und wo kannst du dir denn das Jubiläum “50 Jahre Gichtige Griffel Fertige Finger” vorstellen?
Haha, das planen wir dann, wenn es soweit ist, aber grundsätzlich hat man ja im Alter, was Comedy angeht, ganz andere Möglichkeiten! So manches, was von einem jungen Menschen ganz amüsant wäre, kann von einem altem sehr viel witziger sein. Ich habe neulich ein großartiges Foto gesehen, auf dem Mel Brooks, Carl Reiner und Dick van Dyke mit weit über 80 gemeinsam Grimassen schneiden – das finde ich schon eine ziemlich gute Zielvorgabe.
Wenn Thomas der “Zeigefinger” der Finger ist, welcher bist dann du? Der kleine Finger, der Linking-Ring-Finger oder der…?
Die Bezeichnung “Kleiner Finger” fiel tatsächlich das eine oder andere Mal. Aber das ist schon ok, zumindest bin ich nicht der Mittelfinger – das ist Guido!
Da zwei Fälle in der Boulevardpresse ja schon ein Trend und drei eine Massenbewegung sind, würde ich gerne mindestens noch einen weiteren Finger befragen. Du darfst bestimmen, wer das sein soll (Instant Stooging: Helge! Helge! Helge!) – und welche Frage ich ihm unbedingt stellen muss!
Klar, Helge! Frag ihn bitte, wann es denn jetzt endlich mit unserer großen Vegas-Tour losgeht, viel Zeit haben wir nicht mehr!
Prima, geht klar! Wahrscheinlich ist er gerade wieder in der Bredouille unterwegs. Aber was macht eigentlich Heinz, der kleine Schwerenöter? Er müsste ja so langsam mal in die Pubertät kommen…
Du, es ist ganz seltsam, aber im Gegensatz zu mir scheint Heinz kaum zu altern!? Vermutlich eine Stoffwechselsache. Andererseits war er halt auch immer schon ziemlich altklug, der kleine Scheißer.
Neben den Fertigen Fingern bist du ja auch Mitglied anderer langlebiger Kollektive, wie der Magic Monday Show im Kabarett „Die Schmiere“ oder beim Zauber-Dinner in Frankfurt. Welche Bedeutung haben diese für dich – ewiges Jugendlager, ruhiger Heimathafen oder kreative Testbühne?
Ich liebe vor allem die Abwechslung! So sehr ich es genieße, solo unterwegs zu sein, so sehr freue ich mich auch immer auf unsere Magic Mondays – die Show geht jetzt auch ins 20. Jahr – oder auch das „Metamagicum“ mit Thomas Fraps, immerhin seit 15 Jahren. Am ehesten kreative Testbühne sind für mich unsere Zauber-Dinner auf dem Schiff, vor allem, weil wir dort das Publikum in drei Gruppen aufteilen. Damit hat man dort die Gelegenheit, neue Nummern gleich drei Mal am Abend zu spielen – sehr, sehr nützlich!
Vor vier Jahren waren Denis Behr und du die deutschen Mitbegründer des internationalen Kollektivs Half Half Man. Nach einem sehr ambitionierten Start mit ausgewählten Produkten und hochwertigen Publikationen ist es dann bald ruhiger geworden. Lebt das Projekt noch?
Das scheint für viele so gewirkt zu haben, aber tatsächlich kann von „Mitbegründern“ oder gar „Kollektiv“ keine Rede sein. Helder (Guimarães) hatte einfach sowohl Denis als auch mich wegen einer Kolumne für eine neue, geplante Zeitschrift gefragt. Einzeln hatten wir beide keine Lust, aber wir schlugen ihm vor, gemeinsam etwas zu machen, in Dialogform. Unsere einzige Bitte war „carte blanche“, sprich, wir wollten einfach über alles reden bzw. schreiben können, wonach uns gerade der Sinn stand. Und so haben wir es dann gemacht. Irgendwann schlief das Ganze ein. Und irgendwo muss noch unsere letzte, bisher unveröffentlichte Kolumne herumliegen.
Schade drum! Kommen wir endlich zu den Kartensachen. In einem Podcast-Interview mit dir habe ich neulich gehört, dass 80 Prozent deines Broterwerbs tatsächlich Stand-up-Auftritte sind. Heißt das, du zauberst mit Karten eigentlich mehr für andere Zauberer als für Laien?
Karten kommen bei mir im professionellen Bereich vor allem bei formellen Close-up-Shows zum Einsatz, meinem sogenannten „Magic Circle“. Wann immer ich Anfragen für kleine Gruppen bis zu maximal 50 Personen habe, schlage ich dieses Format vor: Die Gäste sind in einem engem Kreis dicht um einen runden Tisch herum versammelt, dazu ein grüner Casino-Filz und zwei Scheinwerfer. Diese Situation mag ich sehr, und dort ist es auch, wo ich zum Beispiel Kunststücke aus Card Fictions und In Order to Amaze hauptsächlich vorführe.
Dazu noch der eine oder andere „normale“ Close-up-Auftritt, aber ansonsten gibt es Spielkarten bei mir in der Tat mehr auf Kongressen, bei Seminaren und Workshops, das stimmt. Und natürlich öffentlich, bei meinen sogenannten „Magischen Soiréen“ im Grandhotel Hessischer Hof hier in Frankfurt oder bei Close-up-Gastspielen in Spielorten wie Stephan Kirschbaums Wundermanufaktur, bei Jan Logemann im Magiculum in Hamburg, der Close-up Lounge Hannover etc.
Dein lange vergriffenes erstes Buch Card Fictions ist inzwischen ja wieder erhältlich. Die Liste deiner Veröffentlichungen ist im Vergleich zu einigen anderen Kartenprofis eher schmal, aber dafür werden deine praktisch durch die Bank weg hoch gelobt ob ihrer Originalität und Perfektion. Wie intensiv verfolgst du und wie bewertest du denn den fast täglichen Auswurf der heutigen Zauberindustrie mit Tricks, Decks, Moves, Gimmicks und Instant Downloads?
Ich muss gestehen, dass ich diesen „Markt“ fast gar nicht verfolge. Allein bei der Menge an Buchveröffentlichungen halte ich mich an das Motto „Mut zur Lücke“. Das ist allerdings weniger irgendeiner Skepsis geschuldet, als vielmehr ganz profanem Zeitmangel. Ich bin sicher, dass mir dabei auch viele tolle Ideen und Entwicklungen entgehen, und ich versuche gerade in den letzten Jahren, da wieder etwas genauer hinzuschauen.
Was würdest du sagen: Auf welche deiner eigenen Trickschöpfungen bist du am meisten stolz?
Stolz empfinde ich in diesem Zusammenhang eigentlich kaum. Man kann ja nichts dafür, dass einem etwas einfällt. Stolz bin ich, wenn ich zu Hause ausgemistet habe oder zehn Kilometer joggen war! Aber was die Kartensache angeht: Zu den „Dauerbrennern“ in meinem Repertoire gehören sicher „Amor“, „Feurio“, „Finger Flicker“, die O-Saft Gedächtnisdemo oder die Pokerformeln.
Aber manchmal habe ich auch gerade Lust auf ganz andere Sachen. Das liebste „Baby“ ist ja sowieso immer das aktuelle Projekt, aber was dann den Test der Zeit besteht und gewissermaßen „überdauert“, das weiß man ja ohnehin immer erst nachher.
Gibt es neben dem memorierten Spiel noch ein besonderes Karten-Steckenpferd für dich, also zum Beispiel Story-Tricks, Gambling-Routinen oder Gimmick-Karten?
Nicht wirklich, nein. Methoden sind ja nur Werkzeuge. Sie sind Mittel zum Zweck, und der Zweck ist der Effekt. Und was Effekte angeht, mag ich in einer Show eine gewisse Abwechslung: Mal eine Skill-Demo, mal ein mehr „unmöglichkeitsbetontes“ Kunststück, mal etwas sehr Lustiges, etwas zum Thema Casino und Gambling, mal ein leiser, langsamer Rhythmus, dann wieder schnell und interaktiv. Ob dabei ein gemischtes Spiel zum Einsatz kommt oder ein Memospiel, Psychologie, Mathematik oder Gimmicks oder eine Kombination aus allem, ist für die Wirkung und das Publikum erstmal kein Kriterium.
Noch ein ganz anderes Thema, passend zu den meisten meiner anderen aktuellen Interviews: Du warst bereits im letzten Jahr zu Gast bei „Penn & Teller: Fool Us“, mit einer ganz starken Kartenroutine. Wie hast du die Show und die Gastgeber erlebt, und wie enttäuschst warst du womöglich, dass es nicht zu einer begehrten F.U.-Trophäe gereicht hat?
„Fool Us“ war eine rundum schöne Erfahrung! Die Produzenten hatten mich im Jahr davor schon einmal angefragt. Da ich aber zu diesem Zeitpunkt das Format nicht sehr gut kannte, hatte ich abgesagt. Ich glaubte zu wissen, dass es um eine Art Wettbewerb geht: Wenn du uns täuschst, hast du gewonnen, wenn nicht, haben wir gewonnen. Das fand ich die denkbar schlechteste Haltung für Zauberei.
Erst danach habe ich mitbekommen, dass das einfach eine kleine Mogelpackung von Penn und Teller ist, um zur besten Sendezeit gute Zauberei ins Fernsehen zu bringen. Das „Foolen“ oder nicht ist eher ein schönes Schmankerl, so dass sich eine größere Enttäuschung dort, glaube ich, wirklich für niemanden einstellt. Im Gegenteil: Es ist eine Freude zu erleben, wie dort alle an einem Strang ziehen, um möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. In meiner Vorführung waren zum Beispiel diverse Kleinigkeiten daneben gegangen, so dass ich ein wenig improvisieren musste. Der Effekt und der Gesamt-Rhythmus waren davon zum Glück nicht groß betroffen, und die kleinen „Slalom“-Schlenker, die ich machen musste, wurden im Schnitt bereinigt.
Dabei ist das Konzept durchaus echt und ehrlich: Penn und Teller erfahren erst in dem Moment, wer ihnen da vorgesetzt wird, wenn man auf die Bühne tritt, und sie haben tatsächlich keinerlei Ahnung, was sie zu sehen bekommen werden. Ihre „Beratungen“ dauern live sehr viel länger, als am Ende zu sehen ist, aber ein Großteil dieser Zeit verwenden sie nicht um zu überlegen, wie die Methode war – das kennt man ja selbst: Entweder man ist getäuscht oder nicht -, sondern um die Texte für ihre „codierten“, verklausulierten Kommentare zu schreiben.
Überhaupt ist die ganze Sendung ein Kraftakt: Die Produktion geht über zwei Wochen, es sind ca. 200 Personen beteiligt, und an sechs Drehtagen werden 64 Acts aufgezeichnet plus 13 Penn & Teller-Nummern! Und dabei sind alle noch gut gelaunt und professionell. Sehr beeindruckend!
Mit einem Jahr Abstand — was hat dir dieser Auftritt persönlich, künstlerisch oder auch geschäftlich an Mehrwert gebracht? Und würdest du es wieder tun?
Handwerklich vor allem zwei Dinge: Die Erfahrung, wie es logistisch bei einer TV-Produktion dieser Art zugeht. Und die Erkenntnis, wie man Darbietungen für den Bildschirm „verknappt“ und auf den Punkt bringt. TV hat andere Gesetze als die Bühne.
Geschäftlich: Nix. Zwar meldeten sich die Produzenten von „America’s Got Talent“, aber die melden sich glaube ich bei jedem, und im Gegensatz zu „Fool Us“ weht da ein ganz anderer Wind. Vielleicht hätte man den Auftritt pressemäßig etwas ausschlachten können, aber das habe ich vergessen oder war zu faul!?
Wieder tun: Eindeutig ja. Das hat großen Spaß gemacht!
Schenkst du uns zum Abschluss bitte noch eine magische Weisheit oder ein Kurzgedicht des Lebemanns, Fußgängers und Kleinillusionisten Heinz?
Na, dann doch gerne beides:
Die große Weisheit (die nur so trivial klingt): Die wichtigste Fähigkeit für einen Zauberkünstler ist, die Dinge aus der Sicht der Zuschauer zu sehen.
Und, anlässlich der aktuellen tropischen Temperaturen, hier ein Zweizeiler zum Thema „Air Condition“: „Die Kühlanlage tat ihn stör’n. Er konnt’ die schon nicht mehr hör’n.“
Ich verrate aber nicht, was von mir und was von Heinz ist!
Großartig, ich glaube, das wird auch nicht nötig sein! Doppelten Dank, Pit und Heinz, für diese Perlen und all die persönlichen Einblicke, und euch weiterhin alles Gute!
According to the latest buzz from overseas, card wizard and beer connoisseur Denis Behr has just been inducted into the Magic Beer Hall of Fame in Shaumkron, Illinois!
The press photo(shopped) below shows the inductee silently admiring snapshots from his own masterpiece, the world-famous Bierglas Effect (sadly often misspelled as “Berglas”), while soothing Herbert, the slightly envious rubber-band, inside his left pocket.
Congratulations, Denis, und Prost!
Denis Behr Instagram Pictures (selected, hijacked and recomposed by Zig Zagger)
In der Interview-Reihe im Blog von Joshua Jays und Andy Gladwins Firma Vanishing Inc. waren kürzlich auch – allerdings getrennt voneinander – Pit Hartling und Denis Behr zu Gast. Die beiden Podcasts gibt es hier und hier zu hören.
Demnächst an dieser Stelle mehr zum trendigen Thema Zauber-Podcasts!
Always thought cardiste Denis Behr was working with Bicycle mini cards, until I realized how tall the guy and his hands really are.
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Miss Judgement:
Did I just see Criss Angel in a TV ad for hair extensions? If so, Rock’n Roll must be really, really dead.
Addendum: Just learned it wasn’t him. Maybe just another stooge or doppelganger filling in?
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Miss Conduct:
Embarrassing: When a fellow at the club mentioned that David Copperfield has had a swell time on Musha Cay all summer, I sharply replied I didn’t care for sexual innuendos like that and super model gossip…