Beobachtet und abgereimt von Jan Isenbart
Ob Flohmarkt, Börse, Zaubermesse –
Der Sammler liest es mit Interesse
Und alles zieht ihn magisch an.
Er prüft im Portemonnaie die Lage
Und zählt voll Ungeduld die Tage.
Dann ist er auf der Autobahn.
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Ob München, Hamburg, Frankfurt, Kiel –
Kein Weg zu weit, kein Treff zu viel
Um neue Schätze fortzutragen.
Weil bunte Zauberrequisiten
Sich stets in großer Vielfalt bieten
Fährt er gleich vor im Lieferwagen.
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Er sieht nie viel von dem Kongresse
Doch alles von der Händlermesse.
Kaum öffnen sich um neun die Pforten
Dann muss er kaufen, haben, horten.
Betritt er früh das Kampfgelände,
Klatscht mancher Händler in die Hände
Weil nun in ihm die Hoffnung glimmt,
Dass abends auch der Umsatz stimmt.
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Er kennt die Zaubertrends der Zeit
Und auch die der Vergangenheit.
Sein Schnäppchen-Riecher ist famos:
Er atmet durch und stürmt dann los.
Er sichtet, wühlt, er prüft, probiert
Er blättert, liest und kommentiert.
Wenn Leute doch nur besser wüssten
Was alles ruht in ihren Kisten!
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Hier kauft er flugs ein Dutzend Tücher,
Dazu die neuesten Zauberbücher
Und Hefte von den Seminaren,
Von denen kürzlich viele waren.
Als Spieler kann er schwerlich lassen
Von Tricks mit Pokerchips und Assen
Und manchen 08/15-Tricks
Wie Multi-Pip und Pom-Pom-Sticks.
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Schon muss er weiter schauen, hasten
Hier lockt ein alter Zauberkasten.
Und dort fixiert er fasziniert
Ein Märchenbuch von Punx (signiert).
Ach ja, es soll sich heute lohnen:
Vier neue Tenyo-Kreationen!
Schon aus Prinzip nimmt er stets mit
Den Mega-Knaller-Kongress-Hit.
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Stolina, Bartl, Kellerhof –
Er kauft minütlich neuen Stoff.
Bei Harri, ZZM, Boretti,
Ersteht er Krempel, Kunst, Konfetti
Für einen Flitterzauberstab.
Ein Pop-Away bringt ihn auf Trab,
Dann sucht er weiter unverdrossen
Den Stab, der schießt (mit Leuchtgeschossen).
So macht geschäftig er Geschäfte,
Kauft noch vergilbte Zauberhefte
Sowie – in einem Pappkarton –
’Ne alte Asrah-Illusion.
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Fast nimmt er noch die Zig-Zag-Kiste,
Obwohl er es doch besser wüsste,
Denn seine Frau ist schlicht zu dick –
Er zieht das Angebot zurück.
Hier drüben noch vier Daumenspitzen,
Weil die perfekt am Daumen sitzen.
Zu guter Letzt – sonst wär’s ja nix –
Ein Päckchen schönster Päckchentricks.
Moment, hier vorne holt er noch
Die Euro-Münze mit dem Loch.
Dann sind die Euro-Scheine alle.
Beladen stapft er aus der Halle.
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Im Wagen, zwischen Stullenbissen,
Meldet sich plötzlich sein Gewissen.
Ein Monatslohn ging beinah’ flöten;
War soviel Tand denn wohl vonnöten?
Im Spiegel sieht er sein Gesicht
Und schwört sich feierlich Verzicht:
Beim Treff im März in Oberstauffen
Will er am eigenen Stand verkaufen,
Sein Warenlager reduzieren,
Die Bücherstapel minimieren,
Von der Manie sich sanft entwöhnen
Und dann mit seiner Bank versöhnen!
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Doch heimwärts, zwischen Köln und Essen,
Ist dieser Vorsatz längst vergessen.
Für Bücher, Tücher, Zauberkasten
Muss er zwar eine Woche fasten
Und eine weitere für’s Benzin,
Doch dann trifft man sich in Berlin…
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Tipp: Sollte Ihnen diese Art von Gedichten gefallen, empfehle ich die Werke von Joachim Ringelnatz sowie Das erstaunliche Leben des Großen Pomponi von Dieter Ebel.